Das Haus Holdergasse zeigt die Möglichkeiten der Architektur auf. Der Baukörper strukturiert ein intelligentes Netzwerk aus Privatheit und Bezug zur Umwelt – innen wie außen. Seine Form ergibt sich aus dem Spannungsfeld zwischen Volumen, Öffnungen und Freibereichen. Authentische Materialien steigern die Schönheit der Wohnräume.
Das Haus Holdergasse in Vaduz (Liechtenstein) zeigt auf prägnante Weise, was Architektur an Mehrwert einbringen kann. Zunächst einmal wurde der Baukörper punktgenau auf dem knappen Grundstück positioniert. Er ist mehr als ein Volumen auf der grünen Wiese. Er eröffnet nämlich den Dialog zur Mitwelt. Die gedachte Verlängerung der Gebäudetrakte umfasst einen respektablen Laubbaum, der als Maßstab für die Wahrnehmung der Umgebung funktioniert. Raum wird also zur Beziehung zwischen den Dingen.
Die L-förmige Anordnung des Volumens mit seinen Einschnitten für gedeckte Freiräume erlaubt eine unterschiedliche Orientierung der gemeinschaftlichen Räume. Das Wohnzimmer im ersten Obergeschoß „schaut“ nach Süden. Die große Küche mit dem Speiseraum und der Terrasse öffnet Raumschichten nach Westen hin. Von der Terrasse zum Wohnzimmer, vom Speiseraum in das zentrale Stiegenhaus ergibt sich ein Beziehungssystem, das die Architektur formuliert. Die privaten Bereiche in der zweiten Etage folgen demselben Duktus.
Das Skulpturale des Hauses ergibt sich aus dem räumlichen Spannungsfeld zwischen Volumen, Öffnungen und den umschlossenen Freibereichen. Oberflächenqualitäten und Materialien sind auf die Gesamtform wie auch auf die Verwendung der unterschiedlichen Räume präzise abgestimmt. Ziegel, Holz und Beton akzentuieren den elementaren Charakter des Hauses, das «erst durch die Öffnungen und damit durch die Leere bewohnbar wird» (Laotse).
Fotos: OLEX, Marc und Oliver Lins
Entwurf:
Baumschlager Eberle Architekten St.Gallen, Schweiz und
Baumschlager Eberle Architekten Vaduz, Liechtenstein
Ausführung + Projektleitung:
Baumschlager Eberle Architekten Vaduz, Liechtenstein
Vaduz, im Frühjahr 2021